In Rheinland-Pfalz befindet sich einer der vermeintlich toten Floorball-Flecken im Land: ein Trugschluss, wie die regionale Meisterschaft vergangenen Sonntag zeigte. Sieben Teams, auch aus anderen Bundesländern, nahmen teil. Nun gibt es Überlegungen, die Strukturen mit einem Landesverband zu festigen.
Was machen Eishockeyspieler im Sommer? Die Spieler der Plätt Devils Trier gehören zu jenen, die auch in der eisfreien Zeit nicht vom Schläger lassen können. Sie gehen aber nicht etwa auf den Golfplatz. Vergangenen Sonntag traf man einige von ihnen in Mainz, wo die Eishockey- und – spätestens ab diesem Tag – Floorball-Hobbymannschaft ihr Wettkampf-Debüt abseits des Eises gibt.
„Wir haben sogar Trikots anfertigen lassen, die aussehen wie unsere Eishockey-Trikots, nur kleiner“, sagt Christian Schwinn, während der Scharfschützenwettbewerb im Rahmen der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft läuft. „Sind leider nicht rechtzeitig fertig geworden.“ Macht aber nichts, die überwiegend schwarzen Ersatztrikots mit den gelben Streifen weisen Schwinn und seine Mitspieler ebenfalls als „Plätt Devils Trier“ aus. Verwechslung ausgeschlossen, zumal das Team die vom Eishockey doch abweichenden Regeln schnell verinnerlicht zu haben scheint.
Einige Stunden später, zu Beginn der Siegerehrung, wird Sebastian Zender vom Ausrichter Floorball Mainz sagen: „Letztes Jahr waren wir drei Mannschaften, das heißt, wir haben uns mehr als verdoppelt. Das ist doch eine rasante Entwicklung.“ Ist sie tatsächlich, aber vor allem lässt sie das Konzept hinter dieser Meisterschaft erkennen. Statt ausschließlich auf die bekannten, aber wenigen Teams aus dem Landesgebiet zu setzen, wurde das Teilnehmerfeld geöffnet – für Mannschaften, die bislang kaum Erfahrung im Spielbetrieb haben oder von außerhalb der Landesgrenzen kommen. Oder beides.
Trier gewann beide Extra-Wettbewerbe
So konnten Triers Eishockeyspieler, die vor fünf Jahren in einer Kasernenhalle mit dem Floorball begannen, erste Turniererfahrung sammeln. Unter den diesmal sieben Mannschaften belegten sie den sechsten Platz. Erfolgreich waren sie in beiden Individualwettbewerben: Im Scharfschützen- wie im Penaltycontest nahmen Trierer Spieler die Siegerpokale in Empfang.
Mannheims Universitätstruppe war als Gastmannschaft sogar ganz nah am Turniersieg. Im Duell mit dem Team der gastgebenden Mainzer machte ein einziger Penaltytreffer im direkten Aufeinandertreffen, das nach den regulären zwölf Minuten 2:2 gestanden hatte, den Unterschied. In den weiteren Spielen ließen beide Mannschaften keine Punkte liegen. Für Mainz bedeutete dies den fünften Landesmeistertitel in Serie.
Die Floorballabteilung des VBC Olympia Ludwigshafen, die sozusagen zum Inventar des rheinland-pfälzischen Floorballs gehört, war einst aus dem Mannheimer Unisport hervorgegangen. Die Mannschaft, verjüngt durch einen finnischen Austauschstudenten, ist zwar mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, spielte aber mit unverändertem Ehrgeiz und belegte am Ende Platz drei.
Ähnlich ist die Verbindung zwischen der BSG Homburg (7.) und dem Team der Universität Landau-Koblenz (4.): Ein früherer Student der Uni brachte die Idee einer Betriebssportgemeinschaft Floorball in die Firma Phast. Ab und an misst sie sich in Freundschaftsspielen mit der Uni Saarbrücken, die in Mainz Fünfter wurde.
Neue Teams werten die Meisterschaft auf – quantitativ und qualitativ
Der Ansatz, neue wie externe Mannschaften einzubinden, hat die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft qualitativ wie quantitativ aufgewertet. Als Erinnerungsstück bleibt den Mannschaften nicht nur ein Pokal. Unterstützt von FloorballES, konnten die Organisatoren von Floorball Mainz jedes Team mit einem 50-Euro-Gutschein des Ausrüsters beglücken.
Auch wenn dieser Betrag kaum genügen wird, um skandinavische Talente in den Südwesten Deutschlands zu locken, ist die Botschaft klar: Der Floorball in der Region soll über die jährliche Landesmeisterschaft hinaus gestärkt werden. Auch regionale Strukturen sollen wachsen: Es gibt Planungen, einen Floorball-Landesverband zu initiieren.
Text: Sebastian/ Floorball Mainz